Aktuell ist bundesweit im Straßenbau zu beobachten, dass Ausschreibungen nur zögerlich auf den Markt gelangen. Dabei gäbe es Arbeit genug. Von vielen Stellen hört man, dass die Auftraggeber – in den meisten Fällen die Landesbetriebe und Kommunen – unter anderem wegen des aktuellen Preisgefüges so handeln. Vor diesem Hintergrund möchte die Gütegemeinschaft Betonschutzwand & Gleitformbau e.V., kurz GBG, die Kosten von Fahrzeugrückhaltesystemen näher beleuchten.

Dazu sagt Ingo Stoffels, 1. Vorsitzender der GBG: „Wir müssen weg von der Erstinvestitionsdenke. Um die Kosten eines solchen Fahrzeugrückhaltesystems zu bewerten, müssen wir den gesamten Lebenszyklus einer Schutzeinrichtung in Augenschein nehmen. Es stimmt, dass Schutzeinrichtungen aus Beton – solche aus Fertigteilen ebenso wie solche aus Ortbeton – in der Erstanschaffung etwas teurer sind als andere Lösungen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn ganz erhebliche Kosten entstehen auch während der Nutzung. Hier schneiden Schutzeinrichtungen aus Beton deutlich besser ab.“ Dafür sind im Wesentlichen drei Aspekte maßgebend:

  1. Betonschutzwände sind wenig reparaturanfällig
  2. Bei Betonschutzwänden ist die Entwässerung im Mittelstreifen inklusive
  3. Betonschutzwände produzieren durch den geringen Wartungs- und Reparaturbedarf wenig Folgekosten

 

Betonschutzwände sind wenig reparaturanfällig

Schutzwände aus Beton sind, unabhängig von ihrer Aufhaltestufe, durch ihre Konstruktion und wegen der verwendeten Baustoffe äußerst robust und wenig anfällig für Beschädigungen. Selbst Anpralle von LKW beschädigen die Systeme oftmals nicht.

Bei anderen Schutzeinrichtungen hingegen genügt meistens schon ein leichter Anprall, um das Sicherheitsniveau zu reduzieren. Dann ist eine Reparatur der Schutzeinrichtung erforderlich. Das zieht Kosten und Störungen des Verkehrsflusses nach sich.

Bei Schutzeinrichtungen aus Beton ist das üblicherweise nicht nötig. Das ist optisch dokumentiert in Form von schwarzen oder farbigen Streifen an den Schutzwänden. Sie sind stumme Zeugen von Kollisionen, die jedoch die Schutzwirkung nicht beeinträchtigen. In Folge ist auch keine Reparatur notwendig.

Nur selten werden die Schutzeinrichtungen bei einem Anprall so stark beschädigt, dass eine Reparatur erforderlich ist. So wurden zum Beispiel auf einem 10 km langen, viel befahrenen Autobahnabschnitt im Rhein-Main-Gebiet (DTV > 130.000, Schwerlastanteil ca. 12 %) Ende 2018 die Schutzeinrichtungen im Seitenstreifen erneuert. Der Bauherr entschied sich für Betonschutzwände. Deren Überprüfung nach einem Jahr Betrieb ergab, dass nachweislich insgesamt 26 Fahrzeuganpralle stattgefunden hatten; die Dunkelziffer leichterer Anprallereignisse lag vermutlich noch ein gutes Stück darüber. Die Schutzeinrichtungen wurden dabei nicht beschädigt. Keinerlei Reparaturen waren erforderlich. „Dieses Beispiel zeigt, was die Hersteller der Schutzwände immer wieder berichten: Weil Betonschutzwände so robust sind, ist der Reparaturbedarf sehr gering“, erklärt Richard Richter, Geschäftsführer der GBG.

 

Betonschutzwände: Entwässerung im Mittelstreifen inklusive

Ein zweiter kostenrelevanter Punkt ist die Entwässerung. Sie ist fester Bestandteil der Planung von Straßenbaumaßnahmen. Erfolgt die Entwässerung der Fahrbahn über die Mitte des Querschnitts, bieten Betonschutzwände noch weitere Vorteile – beim Blick auf den Bauprozess ebenso wie beim Blick auf die Kosten.

So muss beim Bau anderer Fahrzeugrückhaltesysteme meistens nicht nur die Schutzeinrichtung selbst, sondern auch das Setzen von Bordsteinen bezahlt werden. Die Kosten dafür entfallen beim Bau einer Betonschutzwand komplett, denn in diesem Fall erfolgt die Entwässerung über das Fundament zum nächsten Regeneinlauf. Dazu kommt eine Vereinfachung des Bauprozesses, denn jedes zusätzliche Gewerk – in diesem Fall eben das Setzen einer Bordanlage – bedeutet einen Mehraufwand bei der Koordination und kostet Zeit.

Darüber hinaus zieht die Wartung jeder Bordanlage aus Formsteinen erhebliche Kosten nach sich, denn in den Fugen werden über kurz oder lang Pflanzen wachsen, die dann mit Personalaufwand entfernt werden müssen – zusätzlich zur Einschränkung des Verkehrsflusses während der Pflegeeinsätze.

 

Wenig Wartung, wenig Reparaturen = wenig Unfallpotenzial

Auch beim Thema Wartung zeigt sich: Betonschutzwände sind ausgesprochen „pflegeleicht“. Viele Aufgaben wie z. B. regelmäßige Mäharbeiten entfallen. Insgesamt erfordern Betonschutzwände erheblich weniger Wartungsarbeiten, in Folge weniger Personalaufwand als andere Fahrzeugrückhaltesysteme und damit weniger Kosten. Damit geht ein anderer angenehmer Nebeneffekt einher: der Bedarf an Absperrungen während der Wartungs- oder Reparaturarbeiten reduziert sich ebenfalls.

Nicht zuletzt werden so viele Staus vermieden, die häufig an Verengungen oder bei veränderter Verkehrsführung entstehen – mit allen bekannten Folgen und Kosten für die Volkswirtschaft und den Umweltbelastungen. Schlussendlich wird damit auch die Gefahr des erhöhten Unfallaufkommens am Stauende erheblich eingedämmt.

 

Fazit

Es wäre falsch und sehr kurzsichtig gedacht, Betonschutzwände wegen der höheren reinen Baukosten schon bei der Planung als Option zu verwerfen. Vielmehr zeigt eine Gesamtbetrachtung über die Nutzungsdauer: Schutzeinrichtungen aus Beton haben, bezogen auf die Lifecycle-Kosten klar die Nase vorn. Sie bieten also nicht nur ein hohes Sicherheitsniveau, sondern sind auch äußerst wirtschaftlich.

Zusammen mit dieser Betonschutzwand in der Fahrbahnmitte entstand auch das Fundament. Es dient zugleich als Ableitung des Niederschlagswassers zu den Regeneinläufen. Diese Bauweise ist höchst effizient. Quelle: Eurovia Beton GmbH
Die typischen "Schleifspuren" sind die einzigen Rückstände von Anprallen. Beschädigungen der Betonschutzwände ziehen sie üblicherweise nicht mit sich. In diesem Fall blieb der Anprall eines Busses mit 13 t Gewicht bei 70 km/h und einem Anprallwinkel von 20° ohne jede Schadensfolgen. Quelle: Linetech GmbH